Abendmahl

Die Sakramente stehen bei der übergrossen Mehrheit in hohen Ehren und in fleissigem Gebrauch. 1886

In der Stadt Bern gilt das hl. Abendmahl noch etwas bei allem Volk und in allen Ständen; in der Osterzeit z.B. kann man einzig in der Münstergemeinde nahezu 3000 Kommunikanten zählen. 1886

Das religiös geheimnisvolle, das eigentlich sakramentale Moment, nicht das kirchliche Gemeinschaftsmoment ist es, was Taufe und Abendmahl unserem Volke vorzugsweise schätzens- und begehrenswert macht. 1886

Während an hohen Festtagen der Kirchenbesuch überall gross ist, bleiben doch oft wenige Gemeindeglieder beim Abendmahl. 1890

Am schwächsten ist der Besuch im Herbst, am stärksten an Ostern und Weihnachten. 1890

Vielleicht werden Viele auch abgehalten durch zu grosse Scheu vor dem Heiligen, das ihnen im Abendmahl entgegentritt. 1890

Das mittlere Alter ist, besonders was die Männer betrifft, am schwächsten vertreten. Die Jüngeren denken noch an die Admission, die Älteren bereits an's Grab. 1894

In Meiringen und Grindelwald gehen an den grossen Festtagen mehr als 1000 Kommunikanten zum hl. Abendmahl, Saanen zählte auf Ostern 900 und noch 300 auf Pfingsten. 1898

Früher oder später wird man sich auch  in unserer Kirche zu fragen haben, ob nicht durch Beseitigung des jetzigen Zustandes, wo das Abendmahl als ein blosser Appendix des Morgengottesdienstes erscheint, und Einrichtung von besonderen Abendmahlsgottesdiensten der Sinn für die hohe Bedeutung dieser Feier gehoben werden könnte. 1902

Die Frage des Einzelkelchs gehört im Kanton Bern einstweilen noch nicht zu den brennenden. 1906

An einigen Orten sind auch schon Reinigkeitsmassregeln getroffen worden, wie Auswischen des Kelches nach jedesmaligem Gebrauch. 1906

Leider können nur wenige Pfarrer von einem befriedigenden Besuch des Abendmahls erzählen; die meisten konstatieren einen allmäligen, aber fortwährenden Rückgang der Beteiligung. 1909

Die überwiegende Zahl der Stimmen bezeugt Abnahme des Abendmahlsbesuches. 1920

Das Grippejahr und die Seuchezeit brachten einen Tiefpunkt. 1920

Es wird versucht, den gesundheitlichen Bedenken, die allerdings oft nur Vorwand sind, Rechnung zu tragen; das geschieht durch die Einführung des Einzelkelchs. 

Ein anderes Mittel ist die Einrichtung besonderer Abendmahlsgottesdienste, die überall da, wo es die Verhältnisse erlauben, auf den Abend verlegt werden. 

Doch kann das alles die Erscheinung, die man als "Abendmahlsflucht" bezeichnet, nicht aufhalten. 1920

Finden die einen das Heil in der Abtrennung der Abendmahlsfeier vom Predigtgottesdienst, so konstatieren die andern gerade in der Verbindung der beiden Feiern eine Garantie für besseren Abendmahlsbesuch. 1930

Einen Grund zur Entmutigung sehen wir in der gegenwärtigen Abnahme des Abendmahlsbesuches noch lange nicht. 1930

Sicher ist, dass die heutige Abendmahlsscheu und Abendmahlsflucht tiefere Wurzeln hat, als dass sie durch äussere Massnahmen wie Einzelkelch, alkoholfreien Wein, sitzende satt wandelnde Kommunion, Vermehrung der Feiern, Aussprechen je eines Bibelspruchs und dergleichen gehoben werden könnte. 1940

Ist der Gottesdienst das Herz der Kirche, so ist das Abendmahl das Herz des Gottesdienstes. 1950

Wir haben das Abendmahl nun in den Gottesdienst einbezogen. Das leidige Davonlaufen fällt weg. Wir haben damit eine grössere Beteiligung erreicht. Auch die Konfirmanden können anwesend sein. 1950

Selbständige Abendmahlsfeiern sind vielerorts mit Erfolg durchgeführt worden. 1950

Die Kirchensynode vom 1. Juni 1948 hatte eine Motion (Kohli) über Verwendung von alkoholfreiem Wein beim Abendmahl angenommen. 1950

63 Gemeinden melden, dass sie das Abendmahl häufiger als achtmal feiern. 1960

Im Jura hat sich mit der Einführung der neuen Liturgie die monatliche Abendmahlsfeier gut eingebürgert. 1960

Man könnte geradezu von einer erhöhten Abendmahlsfreudigkeit berichten, die sich in den letzten zehn Jahren in der bernischen Kirche abgezeichnet hat. 1960

In der Berichtszeit hat sich die Tendenz erhalten, vom vergorenen Wein zum alkoholfreien überzugehen. 1960

Immer noch ist eine gewisse Scheu vor dem Abendmahl festzustellen. 1970

Es wird alles versucht, um den Gemeinschaftscharakter des Mahles zu vertiefen. 1970

Alle diese Einzelheiten zeigen deutlich, wie sehr in vielen bernischen Gemeinden nach einem neuen Verständnis des Abendmahles gerungen wird. 1970

[Einübung ins Abendmahl] Die Unterweisungsschüler werden schon während des Unterrichtsjahres zum Abendmahl eingeladen. Dazu kommt die erfreuliche Feststellung, dass es sich viele Eltern nicht nehmen lassen, ihre Kinder dabei zu begleiten. 1970

La recommandation du Synode d'arrondissement du Jura de 1957, en courageant les paroisses à célébrer plus fréquemment la sainte cène est chose faite dans presque toutes les paroisses. 1970

Der Bedeutung des Abendmahls ist vermehrte Aufmerksamkeit zu schenken. Die 8 Feiern pro Jahr sind als ein Minimum zu betrachten. Zusätzliche Feiern sind erwünscht. 1970 

Das Abendmahl hat neue Bedeutung bekommen. 1980

Das Abendmahl im Gottesdienst wird immer weniger als Anhängsel erfahren. Die Gemeinde entdeckt die Einheit von Wort- und Abendmahlsgottesdienst. 1980

Dass in mancher Gemeinde auch die Kinder in die Erfahrung mit hereingenommen werden, dass auch den ganz Kleinen das Dazugehören nicht verbaut ist, ist vielleicht eines der verheissungsvollsten Merkmale des letzten Jahrzehnts. 1980

Das Abendmahl mit Kindern, vor einer Generation noch völlig undenkbar, ist sehr unterschiedlich verbreitet. 30% der Gemeinden kennen es noch gar nicht, im Jura sind es gar zwei Drittel. 1990

Besondere Abendmahlsfeiern für Konfirmanden gibt es in einem Drittel der Gemeinden, auffallend wenige im Jura. 1990

63% der Gemeinden halten fest an der für die bernische Kirche traditionellen Form der wandelnden Kommunion. 1990

In 54 Gemeinden wird die gruppenweise Kommunion gepflegt, im Jura und im Solothurnischen mehr als in den übrigen Landesteilen. 1990

Über 90% der Gemeinden verwenden den Gemeinschaftskelch, von denen ein Viertel noch zusätzlich Einzelkelche anbieten. 1990