Fussball und Religion

Eine interreligiöse Initiative der besonderen Art wurde in der Kirchgemeinde Bern-Bümpliz ins Leben gerufen. Mitarbeitende der reformierten und römisch-katholischen Ortsgemeinde luden in Bern lebende Mitglieder aus den Weltreligionen ein, ein gemeinsames Fussballteam

zu bilden. Der neu gegründete "FC Weltreligionen Bern trifft sich seither zu regelmässigen Trainings und organisiert jährlich ein Turnier. Gegner sind jeweils Teams von Prominenten aus Politik, Medien und Kultur, beispielsweise der FC Stadtrat Bern, der FC Sportpress oder Tibet United.  Dazu die Stimme eines engagierten Gründungsmitglieds:

Wer spielt da Fussball? Wenn der alevitische Goalie den Ball der christlichen Aussenverteidigerin zuwirft, diese zum muslimischen Mittelfeldstrategen passt, der nach einem Doppelpass mit dem jüdischen Zehner die baha’ische Flügelstürmerin lanciert, diese den Gegner umdribbelt, zur Mitte flankt, wo die hinduistische Sturmspitze den Ball mit dem Kopf einnickt, Tor! Wer spielt da Fussball? Es könnte der FC Weltreligionen Bern sein, ein Plauschteam mit Frauen und Männern aus sechs verschiedenen Weltreligionen.

Trotz unterschiedlicher religiöser Prägung spielen wir seit drei Jahren zusammen. Das Zusammenspiel ist möglich und macht richtig Spass. Die Unterschiede der religiösen Herkunft kommen beim Fussballspielen gar nicht vor, denn alle Mitspielenden, vom Lehrling bis zum Grossvater verdienen Spitzennoten im Fach Toleranz. Das zeigt sich auch darin, dass die fussballtechnisch Versierten keinen zusammenstauchen, der einmal den Ball nicht stoppen kann. Im Gegenteil: zu gelungenen Aktionen wird applaudiert und lautstark gelobt.

Die religiösen Unterschiede sind beim Fussballspielen so wenig spürbar, dass wir in den Trainingspausen Kurzinterviews einführten: Hier erfuhren wir voneinander, was uns unsere jeweilige Religion bedeutet und wie wir sie im Alltag leben. Dieses Interviews geben manchmal Stoff zum Weiterdiskutieren; so fragte ein Jude einen Baha’i beim Auslaufen: "Ist es eigentlich Zufall, dass das Heiligtum der Baha’i in Israel liegt?"

Philipp Koenig

Philipp Koenig.

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