Taufe

Der Einfluss der eidgenössischen Zivilstandsordnung auf Taufe, kirchliche Beerdigung und Unterweisung ist gleich Null zu setzen. Hinsichtlich der Taufe ist zu bemerken, dass mit denselben bisweilen etwas länger gewartet wird, als früher. 1878

Was die Taufe betrifft, so ergibt die kirchliche Statistik, dass weitaus die meisten Kinder dieselbe empfangen. 1886

Die bedauerliche Sitte, dass keine Taufzeugen beigezogen werden, ist ziemlich verbreitet, besonders bei Armen aus begreiflichen Gründen. 1886

Drollig nimmt sich aus, dass Leute, welche das Sakrament der Taufe für ihre Kinder verschmähen, wie man sich erzählt, trotzdem eine Geburtsfeier mit Gastmahl veranstalten und dabei das neugeborene Kindlein nicht nur dem Wohlwollen der geladenen Gäste, sondern auch dem Schutze aller guten Geister von Himmel, Erde, Luft und Wasser anbefehlen. 1886

Erfreulich und sehr bemerkenswert ist die Tatsache, dass nach und nach viele ältere Kinder nachgetauft werden. 1886

Die heilige Taufe wird allgemein für die Kinder verlangt. 1890

Im Jura sind allmonatliche Taufgottesdienste in einer Gemeinde eingeführt, welche guten Erfolg haben. 1890

Haus- und Nottaufen wurden in verhältnismässig bedeutender Anzahl gehalten. Es wurde auf diese Weise mehrmals die Taufe älterer Kinder nachgeholt. 1890

Da und dort scheint seit Einführung des Zivilstandes die Unsitte immer mehr einreissen zu wollen, dass die Eltern mit der Taufe ihrer Kinder über Gebühr lange warten. 1894

Die Taufe wird fortwährend von weitaus den meisten Kirchengliedern für ihre Kinder begehrt. 1898

Die Neigung, die Taufe weiter als nötig hinauszuschieben, 6 Monate, 1 Jahr oder darüber, ist leider nicht verschwunden. 1898

Unter den nicht Getauften figurieren in grosser Zahl die Verwaisten und die von der Gemeinde Bern auf dem Lande oder in Anstalten verkostgeldeten Kinder. 1898

Die Taufe wird mit ganz wenigen  Ausnahmen allgemein begehrt. 1902

Zwar findet häufiger als früher ein monatelanges Hinausschieben der Taufe statt, und Täuflinge, die selber zur Kirche gehen können, ja oft schon einige Jahre alt sind, sind keine allzugrosse Seltenheit. 1902

Als Regel sollte die Taufe am Sonntag vor der versammelten Gemeinde vollzogen werden. Indessen würden wir niemals einem kranken Kinde die Taufe im Hause verweigern; auch da nicht, wo Eltern, denen niemand zu Gevatter stehen will, ihre Armut nicht gern zur Schau stellen. 1902

Auch in den Landgemeinden ist nun vielfach, neben den Taufen im Gottesdienst, die Taufe an einem Wochentage, gewöhnlich am Freitag, üblich geworden. 1906

Durch Beschluss der Synode vom 13. November 1877 wurde die Haustaufe zugelassen. 1906

Taufe ohne Taufzeugen seien sehr häufig. 1906

Was das Institut der Paten am meisten bedroht, ist die durch den Zwang der Sitte diesen zufallende Verpflichtung zu allerlei Geschenken. 1906

Wenn ein Kind getauft wird, so verpflichten sich nicht nur die Eltern zu einer christlichen Erziehung, sondern auch die Kirche nimmt das Kind in ihre Mitte auf und verpflichtet sich ihrerseits, dafür zu sorgen, dass es zu Gottes Ehre heranwachse. 1909

Die christliche Sitte der Kindertaufe erfreut sich allgemeiner Hochschätzung. 1920

Viele ländliche Orte haben den schönen Brauch bewahrt, die Taufe am Sonntag vor versammelter Gemeinde zu vollziehen. In Städten und weitläufigen Kirchspielen ist das allerdings nicht der Fall. 1920

Die Schwierigkeit der Patenbeschaffung hält mitunter von der Taufe ab. 1920

Die häufige Erwähnung von Konfirmandentaufen ist ein Beweis dafür, dass es die überwiegende Mehrheit der Pfarrer mit den klaren Bestimmungen unserer Kirchenordnung ernst nimmt. 1920

Die Taufe ist eine kirchliche Handlung, die unser Volk fast ausnahmslos an seinen Kindern vollziehen lässt. 1940

Die vielen Taufen am Freitag sind einerseits ein Ausweichen vor der Gemeindefeier, andrerseits oft ein erschütterndes Zeichen von äusserer und innerer Not. Es fehlen Paten, man darf sich nicht zeigen in den abgetragenen Kleidern, der Vater ist indifferent, die Mutter muss die Taufe allein veranlassen. 1940

Haustaufen werden, ausser im welschen Kantonsteil, keine mehr abgehalten. 1940

Als beschämendes Zeichen der Zeit möge noch erwähnt werden, dass infolge der Rassengesetzgebung in unserm Nachbarstaat einzelne Pfarrämter mühsame Nachforschungen über die Rassenzugehörigkeit von Reichsdeutschen anstellen mussten, deren Vorfahren Schweizer oder in der Schweiz wohnhaft gewesen. Diesem Nachschlagedienst in den Taufrödeln unterzog man sich mit innerem Widerstreben nur darum, weil man damit diesen oder jenen Mitmenschen vor den bekannten, ihm drohenden Folgen bewahren helfen konnte. 1940

Spitaltaufen sollten nur ausnahmsweise, d.h. in Notfällen stattfinden. 1950

Beide Eltern haben am Taufgottesdienst teilzunehmen. 1950

Vermehrt melden sich Katholiken oder auch Mitglieder von Sekten als Paten, was sich für die geistliche Erziehung eines Kindes später nachteilig auswirkt. 1950

Die Taufpraxis der bernischen Landeskirche hat sich in den letzten zehn Jahren nicht grundlegend verändert. 1960

Die Frage, ob die Kindertaufe biblisch gerechtfertigt sei oder nicht, schlug keine hohen Wellen. 1960

Eine weitere Entwicklung geht dahin, dass nun, entgegen dem früheren bernischen Brauch, die Mutter bei der Taufe anwesend ist und mit ihrem Mann und den Paten vor dem Taufstein steht. 1960

An einigen Orten wird der alte Ortsbrauch abgeschafft, dass der Pfarrer zur Taufe das Kind auf den Arm nimmt, an andern Orten wird dieser Brauch neu eingeführt. 1960

Die meisten Berichte erwähnen, dass die Taufe vor versammelter Gemeinde im Gottesdienst am Sonntagmorgen vollzogen wird. 1970

Die Taufe wird nach wie vor von den meisten Eltern begehrt. Sie scheint eine Selbstverständlichkeit. 1970

Die Taufe wird in unseren Kirchen von den Pfarrern ernst genommen. Das Taufgespräch mit Mutter und Vater scheint die Regel zu sein.  1970

Vielen Menschen ist die Taufe fast der einzige Berührungspunkt mit der Kirche. 1970

Auch nehmen Gleichgültigkeit oder gar Ablehnung der christlichen Botschaft mehr und mehr überhand. Sehr oft bleibt dann die Taufe überhaupt aus. 1970

[Darbringung der Kinder] Einzelne Pfarrer scheinen diese Handlung schon vollzogen zu haben. 1970

Der Synodalrat lehnt in einem Kreisschreiben die Darbringung als eine kirchliche Handlung ab. Eine einmal eingeführte Kinderdarbringung könnte in vielen Fällen faktisch die Taufe ersetzen und würde damit ein wichtiges Merkmal ökumenischer Verbundenheit zerstören. 1970

Die Kindertaufe ist nach wie vor sehr stark im Kirchenvolk, auch im unkirchlichen, verwurzelt. Diese wird heute ausnahmslos am Anfang des Gottesdienstes vollzogen. 1970

Die umstrittene Neuerung von fixierten Taufsonntagen ist erst in 24 Gemeinden eingeführt worden. 1990

Etwas überraschend ist die Zahl von 57 Gemeinden (25%), in denen die heftig umstrittene und von vielen als fragwürdige "Ersatzhandlung" bewertete Segnung oder Darbringung von Säuglingen im Gottesdienst vollzogen wird. 1990

Taufkerzen werden in 68 Gemeinden (30%) abgegeben. 1990