"Mehr sehen": Umfrage in den Kirchgemeinden zum Jahrzehnt 2001-2010

Mit einer breit angelegten Datenerhebung wurden alle Kirchgemeinden eingeladen, ihren Beitrag an den Jahrzehntbericht zu leisten. Mit 137 haben fast zwei Drittel aller Kirchgemeinden im Kirchengebiet der Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn von Juni 2012 bis Februar 2013 einen beträchtlichen Aufwand mit dem Ziel betrieben, "mehr zu sehen".

Das Versprechen, nach gehabtem Aufwand "mehr zu sehen" war der kommunikative Aufhänger, um die Kirchgemeindesekretariate, Präsidien, Pfarrämter und ehemalige Amtsträger zu einer Sonder-Rechercheleistung zu animieren.

Der Synodalrat lancierte diese Datenerhebung in der Überzeugung, dass es über den Jahrzehntbericht hinaus für eine in die Zukunft gerichtete Arbeit eine solide Faktenbasis braucht. Die Beratungsbedürfnisse nehmen zu und damit auch der Wert von verlässlichen Grundlagendaten.

Mit dem Zahlenvergleich der Jahre 2001 und 2010 lassen sich Tendenzen und Entwicklungen sichtbar machen, die über ein reines Standbild hinausreichen. Weil die Zahlen in einer eigens programmierten Datenbank hinterlegt sind, können nun diejenigen Kirchgemeinden, welche Daten eingegeben haben, einen unmittelbaren Nutzen generieren: Weil bei jeder Frage verschiedene Vergleichsgrössen zur Verfügung stehen, kann die Kirchgemeindeleitung ohne grossen Aufwand und vor allem ohne Kostenfolge feststellen, ob ihre Entwicklung im letzten Jahrzehnt im Trend der 137 teilnehmenden Kirchgemeinden verlief oder ob gewisse Zahlenwerte als Ausreisser zu betrachten und zu diskutieren sind. Es ist aber darauf hinzuweisen, dass die Tatsache, dass nicht alle Kirchgemeinden mitgemacht haben, den tatsächlichen Durchschnitt wesentlich beeinflusst haben kann. Insbesondere wenn grosse Kirchgemeinden oder solche mit einer ausgeprägten Situation nicht teilgenommen haben.

Kirchgemeinden werden mit diesen Resultaten in die Lage versetzt, dass sie ihre individuellen Herausforderungen herauskristallisieren und ihre Aufgaben pragmatisch priorisieren können – in Zeiten knapper Personalressourcen kein unwesentlicher Planungsfaktor.

Gleiches mit Gleichem vergleichen

Eine Kirchgemeinde kann ihre Werte mit dem eigenen Kirchenbezirk, mit demselben Kirchgemeinde-Typ oder mit der Gesamtheit aller Refbejuso-Kirchgemeinden vergleichen.

Für Kirchgemeinden ist allerdings der direkte Vergleich mit der Nachbar-Kirchgemeinde nicht möglich. Auf diese Option wurde aus datenschützerischen Gründen verzichtet. Die Fachpersonen der gesamtkirchlichen Dienste unterstützen Sie gerne bei der Interpretation Ihrer Daten.

Spannend ist insbesondere die relativ neue Typologisierung der Kirchgemeinden (-> Übersicht der Kirchgemeinden/Typ). Sie bietet die Möglichkeit, sich mit ähnlich strukturierten Kirchgemeinden, die möglicherweise ähnliche Problemstellungen zu bewältigen haben, zu vergleichen. Üblicherweise handelt es sich dabei nicht um die Nachbar-Kirchgemeinde.

Die vier Grund-Typen sind ländliche, touristische und städtische Kirchgemeinden sowie Agglomerations-Kirchgemeinden (angelehnt an die Gemeindetypologie des Bundesamtes für Statistik). Sie werden insgesamt nach elf Typen differenziert, welche auf die politischen Gegebenheiten und auf die Teamkonstellation angemessen Rücksicht nehmen.

Möglichkeit für kürzeren Erhebungs-Intervall

Frühere Jahrzehntberichte basierten jeweils auf umfassenden Zahlenerhebungen. Mit der gewählten Datenbank-Lösung ist nun über das vorliegende Produkt hinaus die technische Grundlage gelegt, um dieselben oder ähnliche Fragen nicht erst in zehn Jahren wieder von Grund auf zu erheben. Eine Bewertung in derselben Systematik würde es erlauben, vermutete Trends weiter zu verfolgen, was für die Langfristplanung einen wesentlichen Erfolgsfaktor darstellen würde.

Überhaupt störten sich viele Kirchgemeinden weniger an der Datenerhebung als solcher, aber am Umstand, dass sie die Zahlenwerte im Nachhinein mühselig zusammensuchen mussten. Wenn es gelingt, eine mögliche spätere Datenerhebung den Kirchgemeinden vorgängig zu kommunizieren, so wäre der Erhebungsaufwand vernachlässigbar – die Zahlen könnten laufend und "nebenbei" gesammelt werden.

Erschwerend kam hinzu, dass der letzte Jahrzehntbericht über die Jahre 1992 bis 2000 auf Zahlenerhebungen verzichtet hatte. Damit musste in den Kirchgemeinden verstärkte Motivationsarbeit geleistet werden – fast niemand vermochte sich auf zwanzig Jahre zurück an den letzten Fragebogen und dessen Nutzen und Frommen erinnern...

Zahlen, Vergleichswerte, aber keine Interpretationen

"Mehr sehen" ist zunächst eine Sammlung nackter Zahlen. Erst die Vergleichsmöglichkeit liefert der Kirchgemeinde die Angaben, wie weit sie allenfalls vom Trend abweicht. Ein einfaches Ampelsystem erlaubt es auch dem ungeübten Nutzer, Abweichungen festzustellen: Gleiche Farbe bedeutet "im Trend" und zwei verschiedene Farben signalisieren "hinsehen und interpretieren".

"Grün" besagt als neutraler Wert einzig, dass die Veränderung von 2001 bis 2010 weniger als fünf Prozent betrug – Zunahme oder Abnahme. "Rot" weist auf eine Abnahme von mehr als fünf Prozent hin und "gelb" markiert eine Zunahme über fünf Prozent. Ob eine Abnahme positiv oder negativ ist, muss in jedem Fall von der Fragestellung abgeleitet werden – die Farbe allein sagt nichts aus über Nutzen oder Schaden einer Entwicklung!   

Der Synodalrat wird die Zahlen nun sorgfältig auswerten, um daraus wichtige Schlüsse für die künftige Arbeit zu ziehen und  diese zur gegebenen Zeit hier aufschalten.

 

Struktur der Datenerhebung

Die Datenerhebung erfolgte in folgenden sieben thematischen Kapiteln:

  • Gottesdienst und Kirchenmusik
  • Entwicklung der Ökumene
  • Kirchgemeinde-Angebote für Erwachsene
  • Kirchgemeinde-Angebote für Kinder und Jugendliche
  • Freiwillige und Ehrenamtliche
  • Personalstruktur der Kirchgemeinde
  • Finanzen und Liegenschaften der Kirchgemeinde

Typologie der Kirchgemeinden

Die Gruppierung orientiert sich am Raster des Bundes und differenziert zusätzlich nach kircheneigenen Indikatoren.

Das erste Ordnungskriterium ist die adaptierte Gemeindetypologie des Bundesamtes für Statistik. Nicht berücksichtigt wurden die industriellen/tertiären Gemeinden, weil sie für Kirchgemeinden zu wenig aussagekräftig sind.

Das zweite Kriterium für die Typologisierung ist die Anzahl politischer Gemeinden. Ab vier politischen Gemeinden ist der Faktor für eine Kirchgemeinde relevant.

Das dritte Kriterium umfasst die Zusammensetzung des Teams, unterschieden in Teilzeitpfarramt, Einzelpfarramt und in ämtergemischte Teams.

Aufgrund ihrer Grösse und Spezifikation sind die Kirchgemeinde Par8 im Berner Jura und die beiden Solothurnischen Kirchgemeinden Solothurn und Wasseramt keinem Typus zugewiesen.

Typ "Ländlich, viele politische Gemeinden" (12 + 1 Kirchgemeinde)
D: Aetingen-Mühledorf. Amsoldingen. Ins. Kirchdorf. Koppigen. Melchnau. Messen. Oberbipp. Oberdiessbach. Oberwil bei Büren. Rohrbach. Täuffelen.
F: Franches-Montagnes.

Typ "Ländlich, Einzelpfarramt Teilzeit" (28 + 5 Kirchgemeinden)
D: Albligen. Bargen. Bleienbach. Buchen. Därstetten. Dürrenroth. Ferenbalm. Gadmen. Gsteig bei Gstaad. Innertkirchen. Kappelen-Werdt. Lauenen. Leissigen-Därligen. Leuzigen. Limpach. Lüsslingen. Münchenwiler-Clavaleyres. Oberbalm. Oberwil im Simmental. Rüti bei Büren. Schangnau. Schlosswil-Oberhünigen. Siselen-Finsterhennen. Trachselwald. Vinelz-Lüscherz. Walterswil. Wengi bei Büren. Wynau.
F: La Ferrière. Nods. Renan. Sonceboz-Sombeval. Villeret.

Typ "Ländlich, Einzelpfarramt Vollzeit" (24 + 3 Kirchgemeinden)
D: Arch. Blumenstein. Boltigen. Bucholterberg. Eriswil. Erlenbach. Gerzensee. Habkern. Heimiswil. Krauchthal. Linden. Madiswil. Rapperswil-Bangerten. Reutigen. Röthenbach im Emmental. Rüeggisberg. Rüschegg. Schwarzenegg. St. Stephan. Trub. Trubschachen. Ursenbach. Wasen im Emmental. Wyssachen.
F: Corgémont-Cortébert. Courtelary-Cormoret. St-Imier.

Typ "Ländlich, Pfarr-Team" (14 + 3 Kirchgemeinden)
D: Affoltern im Emmental. Biglen. Eggiwil. Guggisberg. Kallnach-Niederried. Lauperswil. Lützelflüh. Riggisberg-Rüti. Seeberg. Seedorf. Signau. Thunstetten. Walkringen. Wangen an der Aare.
F: Diesse. Porrentruy. Sonvilier.

Typ "Ländlich, gemischtes Team" (22 + 0 Kirchgemeinden)
D: Aarwangen. Bätterkinden. Büren an der Aare. Diemtigen. Gampelen-Gals. Grossaffoltern. Hasle bei Burgdorf. Kerzers. Lotzwil. Mühleberg. Niederbipp. Reichenbach. Roggwil. Rüderswil. Rüegsau. Sumiswald. Utzenstorf. Walperswil-Bühl. Wattenwil-Forst. Wimmis. Wynigen. Zimmerwald.

Typ "Touristisch" (14 + 1 Kirchgemeinde)
D: Adelboden. Aeschi-Krattigen. Beatenberg. Brienz. Erlach-Tschugg. Grindelwald. Gsteig-Interlaken. Guttannen. Kandergrund-Kandersteg. Lauterbrunnen. Lenk. Meiringen. Saanen. Sigriswil.
F: La Neuveville.

Typ "Agglomeration, viele politische Gemeinden" (10 + 2 Kirchgemeinden)
D: Biberist-Gerlafingen. Bürglen. Diessbach. Grosshöchstetten. Jegenstorf-Urtenen. Kirchberg. Münchenbuchsee-Moosseedorf. Münsingen. Nidau. Thurnen.
F: Delémont. Rondchâtel.

Typ "Agglomeration, Pfarrteam" (19 + 0 Kirchgemeinden)
D: Frauenkappelen. Hilterfingen. Gottstatt. Grafenried-Fraubrunnen. Hindelbank. Kirchlindach. Konolfingen. Laupen. Meikirch. Pieterlen. Pilgerweg Bielersee. Ra-delfingen. Ringgenberg. Schüpfen. Spiez. Sutz. Thierachern. Unterseen. Vechigen.

Typ "Agglomeration, gemischtes Team" (18 + 0 Kirchgemeinden)
D: Belp-Belpberg-Toffen. Bolligen. Gurzelen-Seftigen. Heimberg. Ittigen. Kehrsatz. Köniz. Lengnau. Muri-Gümligen. Neuenegg. Oberburg. Ostermundigen. Steffisburg. Stettlen. Wichtrach. Wohlen. Worb. Zollikofen.

Typ "Städtisch, Subzentrum" (11 + 0 Kirchgemeinden)
D: Aarberg. Burgdorf. Frutigen. Grenchen-Bettlach. Herzogenbuchsee. Huttwil. Langenthal. Langnau. Lyss. Wahlern. Zweisimmen.

Typ "Städtisch, echt städtische Kirchgemeinden" (16 + 3 Kirchgemeinden)
D: Bern-Bethlehem. Bern-Bümpliz. Bern-Frieden. Bern Heiliggeist. Bern-Johannes. Bern-Markus. Bern-Münster. Bern-Nydegg. Bern-Paulus. Bern-Petrus. Biel. Goldiwil-Schwendibach. Matthäus Bern und Bremgarten. Thun Lerchenfeld. Thun-Stadt. Thun-Strättligen.
F: Eglise réformée française de Berne. Paroisse française de Bienne. Paroisse française de Thoune.